Gleich wie Vojtěch Kerhart beim Řezáč-Haus vertrat auch Oldřich Starý mit seinem Entwurf eines Einfamilienhauses für Gustav Vaváček in der Baba-Siedlung eine tschechische sparsame Variante der neuen Sachlichkeit. Das Haus zeichnet sich durch Axialität und Symmetrie aus, die Grundrissanordnung wiederholt sich in den beiden Geschoßen. Das dritte Geschoss endet mit einer großen Sonnenterrasse zulasten der Wohnfläche.
Pionier des tschechischen Funktionalismus, Architekt, Theoretiker und Pädagoge ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten der tschechischen modernen Architektur der Zwischenkriegszeit, die die Prinzipien der „neuen Architektur“, Reinheit, Wahrhaftigkeit der Formen und insbesondere der Überzeugung durchsetzten, dass Architektur keine Kunst, sondern eine „wissenschaftlich fundierte Kulturarbeit“ ist. Sehr bald wurde er ein scharfer Kritiker der übermäßigen Dekoration der Fassaden. Im Namen des Corbusier-Ideals des Hauses als „Maschine zum Wohnen“ entwarf er vier Häuser in der Baba-Siedlung (Heřman, Bouda, Vaváček und Sutnar). Er ist der Autor des Palasthauses in Národní třída in Prag, das er 1936 für den Tschechoslowakischen Werkbund (SČSD) entwarf, deren Vorsitzender er seit 1935 war. Er war auch Vorsitzender des Architektenklubs und Chefredakteur der funktionalistischen Zeitschrift „Stavba“ (Bau). Er wurde Professor und später Rektor der Tschechischen Technischen Universität Prag.
1903-1909
Architekturstudium bei Prof. Josef Schulz und Prof. Jan Evangelista Koula an der Tschechischen Technischen Universität Prag
1912-1919
Professor an der Staatlichen Fachschule für Bauingenieurwesen in Pilsen
1913
Gründungsmitglied des Architektenklubs
1920-1945
Professor an der Staatlichen Fachschule für Bauingenieurwesen in Prag
1920-1948
Vorsitzender des Architektenklubs
1922-1939
Chefredakteur der Zeitschrift „Stavba“
1939-1971
Chefredakteur der Zeitschrift „Architektura“
1945-1970
Professor der Architektur an der Tschechischen Technischen Universität Prag
1948
Rektor der Tschechischen Technischen Universität Prag
Bedeutende Projekte
1928
Einfamilienhaus auf der Ausstellung der zeitgenössischen Kultur in der Tschechoslowakei, Brünn
1929-1932
Villen, Prag – Dejvice 1934-36
1932
Einfamilienhaus von Iška und Ladislav Sutnar, Einfamilienhaus von František Heřman, Einfamilienhaus von Cyril Bouda und das Einfamilienhaus von Karla und Gustav Vaváček, Baba, Prag – Dejvice
1934-1936
Kunstgewerbehaus, Prag – Národní třída (Zusammenarbeit mit František Zelenka)
1935
Villa, Prag – Braník
Über Gustav Vaváček, der als oberster Stadtrat des Zentralen Zollamtes tätig war, sind nur wenige Informationen erhalten. Er bewohnte das Haus mit seiner Frau Karla und drei Kindern.