Haus von Emanuel und Marie Lisý

Beim Einfamilienhaus von Emanuel Lisý wiederholen Antonín Heythum und Evžen Linhart die identischen, mit einer großen Sonnenterrasse beendeten Geschosse für zwei Familien ähnlich wie Oldřich Starý bei der nachbarlichen Vaváček-Villa. Es war ausgerechnet das Lisý-Haus, das dank der Verbindung des Wohnzimmers mit der Loggia, dem Wintergarten und dem Schlafzimmer in der Reihe von Häusern mit zwei Wohnungen auffiel. Die beiden Architekten ließen sich von den weißen Villen von Le Corbusier inspirieren. 

Architekt

Evžen Linhart

(*1898 Kouřim +1949 Prag)

Architekt und Möbeldesigner, Student von Antonín Engel an der Tschechischen Technischen Universität in Prag. Seine Arbeit basiert auf Purismus (Mitbegründer der Gruppe junger Architekten „Puristická čtyřka“ (Puristische Vier) im Rahmen der Gruppierung tschechischer Avantgardekünstler „Devětsil“ (Pestwurz)) und auf der tschechischen Moderne, die einen klarer Gegenpol zum damals populären Dekorativismus darstellte. Unter dem Einfluss von Le Corbusiers Werk wurde er später ein Vertreter des Funktionalismus. Er war Mitglied der architektonischen Sektion „ARDEV“ und des Vereins bildender Künstler „Mánes“. In seinen Entwürfen, die leider meistens nicht realisiert wurden, verbindet er auf außergewöhnliche Weise künstlerische dispositionelle Kreativität und Designreinheit mit der Liebe zum Detail. Mit Antonín Heythum entwarf er das Lisý-Haus in der Baba-Siedlung. 

1918-1924
Architekturstudium an der Tschechischen Technischen Universität Prag bei Prof. Rudolf Kříženecký und Prof. Antonín Engel

1924-1945
beim Bauamt des Magistrat der Hauptstadt Prag angestellt 

1946-49
Direktor der Ausstellungsabteilung im Informationsministerium

Bedeutende Projekte

1924-25
Wohnblock, Prag – Žižkov 

1925
Wohnblock, Prag – Hostivař

1927-1929
eigene Villa, Prag – Dejvice 

1932
Einfamilienhaus von Marie und Emanuel Lisý, Baba, Prag – Dejvice (mit Antonín Heythum)

1938
Wohnhaus, Prag – Dejvice 

1946-58
Kollektivhaus der Chemischen Stalin-Werke, Horní Litvínov (Zusammenarbeit mit Václav Hilský), 1947

tschechoslowakische Ausstellung auf der Triennale di Milano, Mailand

Antonín Heythum

(*1901 Most +1954 Rottach, Bayern)

Bühnenbildner, Grafiker, Architekt und Möbeldesigner. Als Bühnenbildner war er in der Anfangszeit des Befreiten Theaters (Osvobozené divadlo) tätig. Kurz arbeitete er im Pariser Atelier von Le Corbusier, 1936 gewann er eine Goldmedaille auf der Triennale in Mailand in der Kategorie Theaterausstattung. 1938 reiste er in die USA, wo er den tschechoslowakischen Pavillon für die Weltausstellung in New York und für die Ausstellung in San Francisco vorbereitete. Er blieb in den USA und wirkte als Professor an Universitäten. Er ging von Kubismus aus, aber er tendierte allmählich zu Einfachheit und zur Vielseitigkeit des Funktionalismus. Er war vor allem ein Wegbereiter des Theaterkonstruktivismus. In der Möbelindustrie war er ein Befürworter des funktionalistischen Standarddesigns für die Serienproduktion. Er ist Mitautor des Werkes Design for Use von 1944. In der Baba-Siedlung entwarf er mit Evžen Linhart das Lisý-Haus.

1920-1924
Studium von Architektur, Hochbau und Schiffsbau an der Tschechischen Technischen Universität Prag

1924-1939
Architekt, Designer und Bühnenbildner in Prag 

1939
Emigration in die USA

1940-1941
Lehrer an der New School for Social Research New York City

1941-1946
Lehrer am California Institute of Technology 

1946-1950
Lehrer an der Syracuse University 

Bedeutendste Projekte 

1924-1938
Bühnenbildentwürfe für führende tschechische Theater

1932
Einfamilienhaus für Marie und Emanuel Lisý (Zusammenarbeit mit Evžen Linhart), Baba, Prag – Dejvice

1935 
Tschechoslowakischer Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel

Eigentümer

Emanuel und Marie Lisý

Emanuel und Marie Lisý mit ihrer Tochter zogen 1932 in die Villa ein, als Emanuel Lisý als Rundfunkredakteur im Československý rozhlas (Tschechoslowakischer Rundfunk) beschäftigt war.