Pavel Janák entwarf für seinen Freund Karel Dovolil, einen großen Befürworter des Funktionalismus, und für dessen Eltern ein Zweifamilienhaus. Er nutzte hervorragend die Geländeneigung für die Platzierung eines Technikraumes, eines Büros des Investors und einer kleinen Wohnung für den Hausmeister. Das von der Garage getrennte Dach dient zugleich als Terrasse, die mit dem Balkon des Zimmers verbunden ist. Er verband diese Terrasse durch eine Stahltreppe mit dem Garten. Im Gegensatz zu anderen Häusern hat die Straßenfront Fenster.
Architekt, Stadtplaner, Designer von Möbeln und Dekorationsgegenständen, Professor an der Kunstgewerbeschule in Prag und Theoretiker der Architektur. Er studierte an der Tschechischen und Deutschen Technischen Hochschule in Prag und an der Kunstakademie in Wien. Er arbeitete mit Josef Gočár im Atelier von Jan Kotěra. Sein Werk ist durch mehrere Schaffensphasen gekennzeichnet: die erste Phase, in der er sich bewusst für den Modernismus entscheidet; in der zweite Phase wird er der führende Vertreter des tschechischen Kubismus; anschließend strebte er nach einem nationalen Stil, um sich zum Schluss voll dem Funktionalismus zu widmen. Er war langjähriger Vorsitzender des Tschechoslowakischen Werkbundes (SČSD), Hauptinitiator des funktionalistischen Aufbaus in der Baba-Siedlung und Autor ihres Städtebauplans. In der Baba-Siedlung ist er Autor des Dovolil-Hauses und seines eigenen Hauses.
1899-1905
Studium der Architektur an der Tschechischen Technischen Universität Prag
1902-1903
Studium an der Deutschen Technischen Hochschule in Prag
1906-1907
Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Otto Wagner
1907-1908
Mitarbeit im Büro von Prof. Jan Kotěra in Prag, Studienreisen nach Italien
1908
Mitglied des Vereins bildender Künstler „Mánes“
1909-1910
in der Bauabteilung des Magistrat der Hauptstadt Prag angestellt
1911
selbstständiger Architekt in Prag
Mitglied der Gruppe der bildenden Künstler in Prag
1912
Mitbegründer der „Prager Kunstwerkstätte“ (PUD)
1914-1918
Militärdienst
1919
Staatsexamen an der Tschechischen Technischen Universität Prag
1921
Professor an der Kunstgewerbeschule in Prag
Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste
1924-1945
Vorsitzender des Tschechoslowakischen Werkbundes (SČSD)
1935
korrespondierendes Mitglied des Moskauer Architektur-Instituts
1936-1956
Architekt der Prager Burg
Bedeutende Projekte
1909-1910
Hlávka-Brücke in Prag
1911
Einfamilienhaus Jakubec, Jičín
1912-1913
Umbau des Hauses von Dr. Fára, Pelhřimov
1913-1914
Wehr an der Elbe, Předměřice 1
1914
Villa Pick, Laibach
1922
Krematorium, Pardubice
1922-1924
Riunione adriatica di Sicurta, Prag – Nové Město (mit Josef Zasche)
1923-1924
Kunstkolonie (Villen von J. Benda, B. Kafka, E. Filla und V. Beneš), Prag – Ořechovka
1924-1926
Verwaltungspalast Škoda, Prag – Nové Město
Automobilklub, Prag – Nové Město
1924-1928
Libeň-Brücke, Prag
1925-1934
Rekonstruktion und Erweiterung des Palais Czernin, Prag – Hradčany
1927
Flughafen, Marienbad
1927-1928
Pavillon der Kunstgewerbeschule auf dem Landesmessegelände in Brünn
1927-1929
Block von Genossenschaftshäusern, Prag – Dejvice
1929-1932
Regulierungsplan für die Musterhaussiedlung Baba, Prag – Dejvice
1932
Einfamilienhaus von Pavla und Václav Linda, Einfamilienhaus von Ing. Karel Dovolil und eigenes Einfamilienhaus, Baba, Prag – Dejvice
Hotel Juliš, Prag – Nové Město
Kongregation der Tschechoslowakischen hussitischen Kirche, Prag – Vinohrady
1934-1935
Villa mit dem Atelier des Bildhauers Josef Mařatka, Prag – Střešovice
1948-1950
Renovierung der Reithalle, Erweiterung von Garagen und Terrassen, Prager Burg
1950
Renovierung des Großen Ballhauses, Prag – Prager Burg
Im Jahr 1932 zog Ing. Karel Dovolil (1899-1955) mit seiner Frau Jarmila und ihrer ersten Tochter Jarmila in sein Haus ein. Jarmila war zu damaliger Zeit eine mutige und tatkräftige Frau. Das funktionalistische Fenster zur Küche schien ihr lichtarm zu sein und so vereinbarte sie mit den Handwerkern die Vergrößerung des Fensters im Widerspruch zum Janaks Entwurfs, wodurch sie auch ihren Mann nach seiner Rückkehr von der Arbeit überraschte. Der berühmte Architekt war von dieser praktischen weiblichen Entscheidung sehr berührt. Im Protektorat Böhmen und Mähren musste Karel Dovolil ähnlich wie andere jüdische Bewohner der Villen nicht nur der Schikane seitens des berüchtigten Bewohner der Baba-Siedlung, des tschechischen Nazis Bautze, standhalten, sondern er musste auch sein Büro schließen. Bis zu seiner Verstaatlichung arbeitete er für seinen Schwager in dessen Papierfirma. Er durfte sein Unternehmen weiterhin nicht fortsetzen. Er arbeitete bis zu seinem plötzlichen Tod als Wasserwirtschaftler im volkseigenen Betrieb VODOTECHNA. Dovolils Töchter Jarmila und Hana leben noch immer in diesem einzigartigen Zweifamilienhaus in der Baba-Siedlung.